Mit dem Mai-Gehalt haben die Baur-Beschäftigten aufgrund des guten Betriebsergebnisses im zurückliegenden Geschäftsjahr eine Prämie von 100 Euro erhalten. Eine sehr erfreuliche Entscheidung der Baur-Geschäftsführung die verständlicherweise auf sehr positive Resonanz bei allen gestoßen ist. Im Nachgang wurden aber einige Beschäftigte leider von dieser Regelung ausgenommen.
Hierzu hat uns nun eine Stellungnahme betroffener Mitarbeiter erreicht:
So sieht Wertschätzung heute aus.
In der letzten Woche wurden in BFS-Kundenkontakt die Mitarbeiter mit Baur-Verträgen vom BFS-Geschäftsführer Herrn Dr. Dahm und dem Bereichsleiter Herrn Maier kurzfristig zu einer Inforunde eingeladen. Dort erfuhren sie, dass die, in der letzten Betriebsversammlung von Baur-Geschäftsführer Herrn Klein angekündigte Bonuszahlung von 100,00 € für alle Baur-Mitarbeiter, den Baur-Kollegen die an die BFS “ausgeliehen” sind, wieder gestrichen wurde.
Für die Kolleginnen und Kollegen, die schon seit 15, 20, 25 Jahren und länger für die Firma Baur arbeiten, die sich noch mit ihrer Firma identifizieren und in schwierigen Zeiten auch auf vieles verzichtet haben, z.B. 3 Jahre lang Überstunden ohne Bezahlung geleistet haben, war das ein Schlag ins Gesicht.
Geschäftsführer und Vorgesetzte einer Firma, die erst seit 10 Jahren besteht und durch eine sehr hohe Fluktuation von Führungskräften und Mitarbeitern traurige Bekanntheit erreicht hat, können das wahrscheinlich nicht nachvollziehen.
Die Angst “Begehrlichkeiten zu wecken” haben die BFS-Geschäftsführung wohl dazu veranlasst, auf die Baur–Geschäftsführung einzuwirken, den Bonus für die “Leiharbeiter” wieder zu streichen.
Uns geht es nicht um die 100,00 € Bonus. Wir verstehen auch sehr gut den Unmut der Kollegen aus der BFS, die gegen diese Bonus Zahlung protestieren. Sie bekommen seit Anfang des Jahres gerade mal den Mindestlohn und müssen aufgrund des Fressnapf-Debakels auch noch um Ihren Arbeitsplatz fürchten - wenn Ihre Geschäftsführung nicht bald Ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommt.
Statt neue Kunden zu finden, macht man sich derzeit Sorgen um die einheitliche Gestaltung der Arbeitsplätze (Modell Legebatterie) und den Schallschutz der durch das Anbringen persönlicher Bilder am Arbeitsplatz angeblich nicht gewährleistet ist.
Leider fehlt unseren jungen Kollegen aus der BFS teilweise noch das Wissen, das die alten Baur-Hasen im Laufe der Jahre sammeln konnten. Liebe BFS-Kollegen, euer verständlicher Wunsch nach mehr Lohn wird wahrscheinlich nicht erfüllt. Im Gegenteil, eure Geschäftsführung sagt sich “IZMIR*- doch egal” (Hauptsache mein Bonus und meine Benefits stimmen). Eines Tages wird es einen Anbieter (wahrscheinlich im Ausland*) geben, der bereit ist, eure Arbeit für noch weniger Lohn zu machen. Dann wird man Euch ebenfalls die gleiche Wertschätzung entgegenbringen, wie uns heute.
Auch wir haben einmal angefangen und schon damals gab es Kollegen mit längerer Betriebszughörigkeit, die Arbeitsverträge mit noch besseren Konditionen unterschrieben hatten. Auch wir haben protestiert gegen die unterschiedlichen Gehälter. Wir haben damals die Einsicht gewonnen, dass der höhere Lohn durch die langjährige Erfahrung und Kompetenz der Kollegen durchaus gerechtfertigt ist. Diese Kolleginnen und Kollegen haben uns von Ihrer Erfahrung profitieren lassen, waren immer bereit, Ihr Wissen mit uns zu teilen und haben jedem geholfen der bereit war, sich helfen zu lassen.
Diese Einstellung ist heute, genau wie wir, zum Aussterben verdammt. Die jungen BFS-Kollegen und die Baur-Dinos werden regelrecht gegeneinander ausgespielt - Neid und Misstrauen wird bewusst geschürt. Fragt einer mal um Rat oder will jemand umgekehrt dem Kollegen helfen, werden beide gerügt, was es da so lange zu quatschen gibt. In Vorträgen wird immer süß von Zusammenwachsen, Miteinander und gemeinsamer Zukunft gesäuselt. In der Realität zählt nur die Produktivität – der Mensch ist ein Kostenfaktor unter Generalverdacht. Zusammenhalt, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung ist unerwünscht. Es lebe der Konkurrenzkampf und die Manipulation.
Das Gefühl, ein zu hoher Kostenfaktor zu sein - den man möglichst schnell und billig los werden möchte - wird uns schon seit längerem vermittelt. Durch diese Absage ist nun jedem endgültig klargemacht worden, wie es mit der vielbeschworenen Wertschätzung tatsächlich aussieht. Die Baur-Kolleginnen und Kollegen, die an die BFS “verliehen” wurden, sind offenbar Baur-Mitarbeiter 2. Klasse die einen Bonus nicht verdienen, obwohl Sie wie alle anderen für den Geschäftserfolg gearbeitet haben. Jeder kann sich vorstellen, wie sich diese Entscheidung auf Ihre weitere Motivation auswirkt.
Das Problem ist weniger der abgelehnte Bonus, sondern auch die Angst, was als Nächstes kommt. Viele fürchten, dass auch das Weihnachtsgeld oder das Urlaubsgeld bei der Firmenleitung “Begehrlichkeiten” weckt. (Info für BFS-Kollegen: vor langer, langer Zeit gab es einmal ein 13.Monatsgehalt - dann war es nur noch ein Anteil...... Fortsetzung folgt...)
Es gibt aber auch Positives zu berichten: Seit der Bekanntgabe der Entscheidung, hat sich das Interesse an einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft ver.di spürbar gesteigert (denn nur Gewerkschaftsmitglieder haben einen Anspruch auf tarifliche Leistungen wie 6 Wochen Urlaub, Urlaub- und Weihnachtsgeld usw.!). ver.di wird wohl demnächst ein Dankesschreiben an Herrn Dr. Dahm senden dürfen – für die engagierte Werbung der vielen neuen Mitglieder.
Übrigens:
Viele fragten sich während der Inforunde - wo steckt eigentlich der Betriebsrat? Die Kollegen vom BR wurden am Tag vor der Inforunde erst relativ spät per Mail informiert, wohl wissend, dass am nächsten Tag eine BR-Sitzung stattfindet. Eine Unterbrechung der Sitzung oder ein Verlassen der Sitzung durch einzelne Mitglieder hätte zumindest größere Probleme bereitet. Und bis das alles erledigt ist, ist die Inforunde dann auch schon vorbei.
Der BR hat gegen diese ganze Aktion geschlossen protestiert.
Ist das die neue Wertschätzung in der BFS?
vorher: